Terra Serpentes
Terraristik ist mehr als nur ein Hobby

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Hier will ich euch in unregelmäßigen Abständen, kleine Minibeiträge, schreiben über alle möglichen Themen rund um unsere Tiere und die Terraristik.


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27.03.2022

Große Schlange kleine Babys – Anpassung ist alles

Wer sich ein paar Jahre mit Boa Constrictor beschäftigt, dem fällt unweigerlich auf, dass manche Babys bei frischen Würfen erstaunlich klein sind und andere erstaunlich groß, ebenso verhält es sich beim Wachstum. Nehmen wir mal reine bolivianische Amaralis oder Longicaudas, dann fällt auf, dass die Babys erstaunlich klein sind, weit kleiner als etwa die Babys mittelamerikanischer Imperatoren. Die Landschaft in der die Tiere in der Natur leben ähnelt sich auf erstaunliche Art, da sie eher steppenartig ist und wenig Deckung bietet, oft bergig und felsig. Ein Jungtier hat in den ersten Lebensjahren wenig Versteckmöglichkeiten in dieser vergleichsweise kargen Landschaft, weshalb diese Lokalformen vermutlich die evolutionäre Strategie ausgeprägt haben, dass ihre Babys deutlich kleiner auf die Welt kommen. Das erste Lebensjahr überleben bekanntlich 90% aller Jungtiere nicht, wer es doch tut, muss sich verstecken. Ausgewachsene Tiere sind für die Beutegreifer, denen Babys in der Regel noch zum Opfer fallen, zu groß.
Anders verhält es sich etwa bei Boa c. Constrictor Peru oder Trinidad. Diese kommen in Gebieten vor mit vergleichsweise viel Deckung durch üppige Bewaldung, was leider aber auch dazu führt, dass deutlich mehr Beutegreifer vorhanden sind, da die Dichte der Biodiversität dort deutlich höher ist. Hier scheinen die Babys eine gänzlich andere Überlebensstrategie entwickelt zu haben, nämlich größer auf die Welt zu kommen und möglichst schnell, zu möglichst großen Schlangen heran zu wachsen. Damit fällt man Beutegreifern nicht mehr zum Opfer, sondern ganz im Gegenteil, kann diese Beutegreifer selbst als Nahrungsquelle nutzen. Für große Schlangen muss natürlich ausreichend Nahrung vorhanden sein, was in üppigen Regenwäldern mit hoher Dichte an Tieren, kein Problem ist. Das Wachstumspotential der Babys ist dabei erstaunlich, so überschreiten die Tiere bei guten Bedingungen in unter 1 Jahr die Metermarke. Besonders Trinidads haben ein gigantisches Potenzial. Einige meiner Babys haben mit 6 Monaten an der 1m Marke gekratzt, trotz mäßiger Fütterung.
Das evolutionäre Anpassungsvermögen von Boa Constrictor ist echt erstaunlich und es gibt sicher noch vieles zu entdecken. Feldforschung ist leider nach wie vor kaum vorhanden, so dass das meiste was wir wissen, immer noch aus Beobachtungen heimischer Terrarientiere und ihrer Verhaltensweisen hervorgeht.



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