Terra Serpentes
Terraristik ist mehr als nur ein Hobby

Die Situation heute

 

 


Die Haltung und Zucht von Reptilien erfreut sich seit den 70ern größter Beliebtheit und ist gerade in den letzten 20 Jahren erheblich professioneller geworden. Das Wissen um Zucht und spezifische Details bestimmter Arten wächst rasant, Fachbücher erobern den Markt und viele gute Youtube-Kanäle tragen seit Jahren dazu bei, interessierten den Einstieg in das Hobby der Schlangenhaltung (aber auch allgemein der Exotenhaltung) zu erleichtern. 

Letztlich haben alle Haustiere mal als Exoten angefangen, so dass man mit Fug und Recht behaupten kann, alle Haustiere sind Exoten. Nur scheinen einige Minderheiten speziell etwas gegen die neuen Exoten zu haben.  Wurde in den ersten Jahrzehnten (70er, 80er ) noch vieles falsch gemacht und waren die meisten der gehaltenen Arten noch Wildfänge und die Sterberate wegen suboptimaler Bedingungen recht hoch, zu müsste man doch recht zufrieden sein, wie fortschrittlich, artgerecht und professionell dieses Hobby geworden ist. Heute sind quasi alle Schlangen und Reptilien die man erwerben und halten kann, Nachzuchten. Die Sterberaten liegen bei unter 1% und es gibt Massen an Möglichkeiten sich zu informieren. Technik (wie Thermostate) ist ausgereift und erschwinglich geworden. Terrarien sind besser und langlebiger. Großzügige Terrarien die den Tieren viel Platz bieten (oft sogar zu viel, Schlangen mögen es eher viel Deckung zu haben, daher ist es oft zu gut gemeint), sind heute Standart und Mindestanforderungen nach Bundesartenschutzverordung werden fast immer um ein vielfaches übertroffen (Exopet-Studie).  Man könnte also meinen, es seien goldene Zeiten angebrochen, da Terrarientierhaltung all dies ganz ohne gesetzlichen Druck, lediglich durch den Wunsch der Halter, es seinen Tieren so gut wie möglich zu machen, wahrlich eine Vorbildfunktion einnimmt. Die Zucht auch heikler Arten gelingt regelmäßig und kaum ein Tier landet in Tierheimen, da die Terraristik gut vernetzt ist.

Noch zu Beginn der Schlangen und Reptilienhaltung, störte sich kaum wer an der Haltung großer Würger und sogar der Haltung von Panzerechsen. Bekannt ist z.B. dass Dr. Brock (der Voreiter in Sachen Krokodilhaltung in Deutschland),  in den 60ern und 70ern mehr als 30 Krokodile in der Wohnung (!) hielt und sich niemand darüber beklagt hatte. Gesetzlich geregelt war damals nichts, warum auch, es gab ja auch nie Probleme.

Heute wird selbst die Haltung eines nachgezüchteten Königspythons kritisch gesehen, einer Schlange die nur ca. 1,30 m lang wird und harmloser ist, als so mancher Hamster. In einigen Bundesländern werden sogar komplette Haltungsverbote für diese harmlose Art diskutiert (Boas, eine ebenso harmlose Art, betrifft es bereits, so dürfen diese in Hamburg nicht mehr ohne weiteres gehalten werden).  Die Gesetzeslage ist dabei chaotisch. Jedes Bundesland hat dabei eine andere Vorstellung was gefährlich ist. In einigen werden sogar Raubwanzen als gefährlich eingestuft und verboten (ein Wahnsinn, wenn man weiß, wie harmlos diese Tiere sind). Verrückte Tierrechtsaktivisten fordern inzwischen, Tierhaltung gänzlich zu verbieten und Naturschutzbehörden geben diesem Wahnsinn leider immer öfter nach und stellen Reptilien und Exotenhalter fast schon unter Generalverdacht. Wegen Kleinigkeiten, wie falsch ausgefüllten Herkunftsnachweisen (obwohl völlig offensichtlich ist, dass es sich um eine Nachzucht handelt), stehen Existenz-vernichtende, exorbitant hohe Geldstrafen von bis zu 50.000 € an, eine Summe die man bei Steuerhinterziehung erst mal erreichen muss und sonst nur in besonders schweren Betrugsfällen ausgesprochen wird. Völlig unangemessen also. 

Grüne und SPD machen mit der Forderung nach Haltungsverboten, seit Jahren von sich reden (und in NRW sind wir nur knapp einer solchen Katastrophe entkommen). In Baden Württemberg führt eine schwarz-grüne Landesregierung gerade durch die Hintertür eine Zwangssachkunde ein und erklärt damit Zehntausende Reptilienhalter für Straftäter, ein Nachholen dieser Sachkunde ist in absehbarer Zeit kaum möglich, weil die Kapazitäten gar nicht vorhanden sind (man wartet faktisch Jahre auf einen Termin). Es droht Chaos, wie wir dass vor ein paar Jahren bei dem EU weiten Verbot von Rotwangen-Schmuckschildkröten erlebt haben, die man als "Invasive Art" bezeichnet hatte, wissenschaftlich glaubhafte Beweise für diese Vermutung gibt es bis heute nicht. In den Monaten danach, wurden viele ausgesetzte Tiere gefunden oder anonym in Tierheimen abgegeben, bei den genannten Geldstrafen, mehr als verständlich. Behörden produzieren auf Druck von uninformierten Politiker und ideologisch ausgerichteten Tierrechtsorganisationen, die ein zweifelhaftes Verhältnis zum Gesetz haben und deren Allgemeinnützigkeit mehr als fragwürdig ist, seit den 2000ern Chaos und Verunsicherung. 

Gängelung und Generalverdacht sind dabei noch die harmlosesten Konsequenzen. Ganze Tierarten, die zur Zeit nur noch in Menschenhand vor dem Aussterben bewahrt wurden, droht nun ein endgültiges Aussterben. Wahrlich, der Staat tut viel für Artenschutz und hat großes Vertrauen in seine Bürger.

Kampagnen überziehen die Medienlandschaft, allen voran der WDR, NDR, aber auch andere, den Grünen nahe, öffentlich rechtliche und private Medienanstalten, hetzen regelrecht gegen Reptilienhalter und stellen sie fast immer undifferenziert als Kriminelle dar. Das alle Statistiken eine ganz andere Sprache sprechen, wird dabei ignoriert.  Die meisten Probleme im Tierschutz haben wir heute bei den klassischen Haustieren (Hunde, Katzen), da die allerdings zusammen etwa 90% des gesamten Umsatzes in diesem Marktsegment ausmachen, wird es dort auf lange Sicht keine sinnvollen Regelungen geben.  (Zum Vergleich: Katzen haben in Deutschland als schlimmste Invasive Art schon mehr als 20 Tierarten ausgerottet - gesetzliche Regelungen: Keine,  Reptilien können dagegen bei uns in freier Wildbahn nicht mal nachweislich überleben - gesetzliche Regelungen: EU Verbote, Meldepflichten, Herkunftsnachweise, Kontrollen durch Fachfremde Veterinäre). 

Kurz gesagt, es ist ein Wahnsinn was in diesem Land abgeht, wenn es um die Haltung von Reptilien und Exoten geht. Verbote und Gängelungen, Strafen und Misstrauen (obwohl es objektiv keinen Handlungsbedarf gibt), Propaganda gegen Exoten und Generalverdacht für Halter und Züchter. Wir stehen in diesem Land kurz vor Totalverboten und dass obwohl das Modell der Verbote in anderen EU-Ländern bereits als gescheitert betrachtet wird. 

Norwegen hatte 42 Jahre ein komplettes Haltungsverbot von Reptilien und Exoten (genau nach dem Modell was sich viele Grüne und SPD ler für Deutschland wünschen). Im Jahr 2017 wurde dieses Verbot endgültig aufgehoben, da die Tiere heimlich trotzdem gehalten wurden und nur der Schwarzmarkt blühte. Mit einem Tier zum Tierarzt zu gehen war natürlich nicht möglich. Damit hatte der Staat in seiner Funktion Tierschutz sicher zu stellen, auf ganzer Linie versagt. Wir diskutieren hier also über ein Modell was 40 Jahre als und gescheitert ist. Alleine daran kann man sich die Qualität und Sachkenntnis der Verantwortlichen schon deutlich machen. 


Was es in diesem Land braucht ist eine nüchterne Aufklärung. Diese neuen Exoten sind genauso Haustiere wie die alten Exoten und faktisch ist diese Gängelung die aktuell betrieben wird, schwerst Grundgesetz-widrig. Der Staat hat formal gar nicht das Recht einem Halter die Haltung einer bestimmten Art zu verbieten (siehe Rechtsgutachten zur Heimtierhaltung). 

Was es wirklich bräuchte

, ist eine Kooperation von Naturschutzbehörden mit Haltern und Züchtern. Ein Model auf Augenhöhe und im gegenseitigen Respekt in dem man auch bereit ist, von einander zu lernen. Dieses Model gibt es bereits sehr erfolgreich bei den Unteren Jagdbehörden und obwohl dort auch Waffenrecht und Tierschlachtverordnungen tangiert werden (einige weit heiklere Themen), funktioniert die Kooperation seit Jahrzehnten ausgezeichnet. Behörden haben vertrauen und Jäger beweisen, dass sie mit der Verantwortung sehr wohl umgehen können.


Ein zentrales Problem dabei ist, dass Politiker nicht wissen was sie beschließen und sich auch nicht darum scheren. Die Gesetze der letzten 20 Jahre wurden eigentlich immer durch ideologisch ausgerichtete Verbände angestoßen (obwohl es nie nötig war), anerkannte Fach- und Naturschutzverbände wie den VDA, die DGHT, die DEARGE, den Dachverband der Tierhalter und viele mehr, hat man bei Gesetzesentwürfen immer grob übergangen und nie in die Entwicklung von Gesetzen und Gefahrtierverordungen eingebunden, was man diesen Gesetzen auch ansieht (Bsp. Niedersachsen "giftige Skorpione,... " , nun ALLE Skorpione sind giftig, aber nur eine handvoll ist auch gefährlich, tausende dagegen sind harmlos, offenbar hatten die Verfasser dieser Gefahrtierverordung - SPD und Grüne 2000 - keinerlei Sachkenntnis). 

Die Naturschutzbehörden dagegen sind damit beauftragt den Müll den die Politik anrichtet, auszubaden. Dabei hat diese Behörden gänzlich andere Aufgaben und ist, wie fast jede Landesbehörde, personell unterbesetzt. Zuständige Amtsveterinäre sind fast immer auf Felltiere und Nutztiere spezialisiert (dafür ist die Behörde eigentlich auch zuständig), von Reptilien und Exoten haben diese oft keine Ahnung, was ideologischen Tierrechtlern in ihrem Anzeige-Wahn, sehr entgegen kommt. 

Nur selten hat eine Behörde das Glück, dass sie über einen Sachverständigen verfügt, der auch Tag täglich zu tun hat mit diesen Tieren und im Zweifel mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Dass es so wenige Fach-kompetente Sachverständige gibt, ist leider oft auch ein Verschulden der Behörden selbst, denn wenn man die Haltung von Gefahrtieren wie Giftschlangen und Krokodilen oder Riesenschlangen, gänzlich untersagt, dann darf man sich nicht wundern, wenn es keinen Nachwuchs gibt. Wo sollen die Experten denn herkommen? 

Nicht selten blamieren sich Behörden, Polizei und Feuerwehr, wenn eine Äskulapnatter (Elaphe longissima) in einem privaten Garten gefunden wird, mit bis zu 2 m immerhin für ahnungslose Bürger beängstigen, zumal Medial die Angst vor Giftschlangen in Privathaltung massiv geschürt wird.  Dabei fehlt es oft an Fachkenntnis, dass es sich dabei weder um eine giftige, noch um eine exotische Schlange handelt, sondern um eine einheimische Art, von der man froh sein sollte, wenn man sie im heimischen Garten antrifft, da dies immer ein Indikator für ein gutes Ökosystem ist (völlig harmlos ist diese Schlagen übrigens auch). Hier offenbart sich die Naturentfremdung der Menschen. Alle wollen ein funktionierendes Ökosystem und ekeln und erschrecken sich, wenn sie solches zum ersten mal im Leben überhaupt sehen. Einheimische Arten stehen ja bekanntlich auch seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem Lehrplan, da darf man sich nicht wundern, dass bei der Sichtung einer Ringelnatter immer gleich die Polizei gerufen wird.  

Oft dauert es dann Stunden und löst sogar Großeinsätze aus (was den Steuerzahler erhebliche Geldmengen kostet), bis ein Experte eintrifft und Entwarnung gibt und das Tier ohne Probleme einfängt. Vorausgesetzt man hat überhaupt einen, andern falls wird es oft peinlich, wenn 20 Leute versuchen, diese harmlosen Tiere mit Kevlar-Ausrüstung einzufangen. Polizei und Feuerwehr sind dabei leider ebenso oft völlig ungeschult im Umgang mit Reptilien. Warum auch?  So oft kommt es ja auch nicht vor, dass Reptilien gefunden werden (entgegen aller medialen Behauptungen)

Aufklärung kann dabei viel bewirken. In Kreisbehörden mit Sachverständigen, gibt es diese Probleme oft nicht. Geschulte Polizei und Feuerwehr die eng mit Repiliensachverständigen zusammenarbeitet und sich schulen und beraten lässt, kann oft selbst schnelle Entwarnung geben und einen Königspythons leicht selbst einfangen und oft noch am Ort der Geschehens, an seinen Besitzer zurückgeben (offene Fenster sind da im Sommer oft der Übeltäter). Der Halter ist wiederum froh, seinen Schützling unbeschadet zurück zu bekommen und wird hoffentlich künftig vorsichtiger sein. 

Kooperation funktioniert also sehr gut da wo sie vorhanden ist. Wir könnten viel Panik in der Bevölkerung und Vorurteilen vorbeugen, wenn sich dieses Model durchsetzen würde.