Terra Serpentes
Terraristik ist mehr als nur ein Hobby

Fehler der Behörden


Der Artenschutz ist grundsätzlich ein wichtiger Teil des Naturschutzes und es war eine richtige Sache ihn in den 1960er und 1970er Jahren zu stärken. Umgesetzt wurde er mit Hilfe der Behörden in den 1980er Jahren. Behörden das Bundesamt für Naturschutz in Bonn haben somit eine wichtige Aufgabe übernommen, soweit es Behörden eben möglich ist, positiv auf Artenschutzbestimmungen einzuwirken.

Doch leider hat sich der an sich gute Grundgedanke heute stark von der Wirklichkeit entfernt und viele Artenschutzbestimmungen stehen dem tatsächlichen Artenschutz, wie er in der Wirklichkeit erfolgreich betrieben wird, diametral entgegen (witziger Weise hat das BfN an den Fehlentwicklungen noch den geringsten Anteil, sie müssen eher ausbaden, was politisch gewollt ist oder sich auf Kommunal- und Landesebene nicht umsetzen lässt). 

Ein zentrales Problem dabei ist die stark ideologisch geprägte Vorstellung, exotische Tierhaltung sei "etwas moralisch verwerfliches" und müsse deshalb gesetzlich Totalverboten oder totreguliert werden, was am Ende auf das Selbe hinausläuft. Seinen Ursprung hat diese Ideologie im Milieu Grüner und Linker Gruppierungen, aber auch ideologisch geprägter "Naturschutzverbände" und radikaler Tierrechtsorganisationen. Die Motive hierfür sind recht unterschiedlich. Für die einen geht es um ein Selbstverständnis des Menschen, der aus der Natur ausgesperrt gehört und jede Form der Tierhaltung verboten werden muss (analog zur sog. Cancel-Culture - das nicht sagbare wird nun zum nicht haltbaren - eine nachvollziehbare Grundlage gibt es für beides nicht), für die anderen ist es der schlichte Mammon, das Geld, was man verdienen kann, wenn man ideologische Feindbildung betreibt um sich bei ideologisch gleich gesinnten Gruppen gut zustellen und Spendengelder in die eigene Tasche fließen zu lassen. Solche radikalen Gruppen und ideologischen Partei-Soldaten sind ein unangenehmes Randphänomen, dass es in jeder Gesellschaft gibt und sie sind definitiv eine Minderheit, weshalb sie grundsätzlich keiner Erwähnung bedürften, doch leider schaffen es diese Minderheiten auf allen politischen Ebenen auf die Gesellschaft einzuwirken und ihr verqueres, ideologisches Weltbild einer Mehrheit aufzudrücken (ein anderes populäres Beispiel mit dem der Nicht-Reptilienhalter sicherlich mehr anfangen kann, ist das sog. "Gender-Neusprech", also die Sprachpolizei, die Sprache als ideologische Waffe nutzt, um als Minderheit, einer Mehrheit, moralisch und ideologisch, ihre Weltsicht aufzuzwingen, auch wenn weit mehr als 80% diese Ideologie ablehnen).

Das Problem ist der Einfluss, den diese Radikalen auf unsere Gesellschaft haben. Sie wirken mittlerweile auf alle Lebensbereiche, so überwiegt die negative Darstellung von Reptilienhaltung in den Medien (egal ob privat oder öffentlich Rechtlich), radikale Organisation terrorisieren digitale Plattformen, so dass private Tierverkaufsanzeigen mittlerweile von den großen Plattformen wie Deine Tierwelt, Ebay Kleinanzeigen und sogar Facebook verschwunden sind, es wird Druck ausgeübt Reptilien aus Zooläden zu verbannen und leider sind viele Ketten in den letzten Jahren eingeknickt und folgen den absurden Forderungen, Tierhalter werden privat von den Ideologen terrorisiert, Börsen als eine der letzten Plattformen wo man Tiere von privaten Züchtern erwerben kann, werden kriminalisiert, obwohl die Auflagen immer strenger werden. Auf politischer Ebene wird mit allen noch so unlauteren Mitteln versucht, Totalverbote zu erwirken, wie etwa die umstrittenen "Gefahrtierverordungen" der Bundesländer und mittlerweile versuchen diese radikalen Gruppierungen leider auch auf Behörden einzuwirken.

Bei alle dem geht es jedoch nicht um Tierschutz oder Artenschutz, sondern um Ideologie. Die Behörden sind oft fachfremd und freuen sich natürlich über Unterstützung, die jedoch leider nicht selbstlos ist und im Ergebnis helfen Forderungen wie Positivlisten und co. weder dem Artenschutz, noch dem Tierschutz, ganz im Gegenteil sind viele Entwicklungen der letzten Jahrzehnte eher kontraproduktiv gewesen und haben dem Artenschutz mehr geschadet als genutzt. Die Verflechtung dieser ideologischen Gruppen und ihre politischen und gesellschaftlichen Ziele sind dabei in ihrer Absurdität mittlerweile leicht zu durchschauen und werden vielfach öffentlich kritisiert, doch scheinen diese Gruppierungen aus der Politik eher noch an Rückendeckung zu gewinnen. Die Behörden sollten hier eigentlich das wichtigste Bollwerk der Vernunft sein, deren vordringlichste Aufgabe es ist, tatsächlichen Artenschutz zu betreiben und dass geht am Besten noch mit den Tierhaltern zusammen (die fachlich auch etwas von der Materie verstehen, im Gegensatz zu den radikalen Ideologen). 

Die Behauptungen der Ideologen entbehren derweil jeder Grundlage, so sind heute über 90% der gehaltenen Reptilien in Menschenhand nachgezüchtet, folglich können sie gar nicht für die Probleme des Artenschutzes in den Ursprungsländern verantwortlich gemacht werden. Gerade bei streng geschützten WA I Tieren zeigt sich das Problem der Überregulierung, so müsste man doch froh sein über jeden Zuchterfolg, doch legt man Haltern und Züchtern durch Kosten und Überregulation, unnötig Steine in den Weg. Deutschland hat mit die höchsten Artenschutz und Tierschutz Standards der Welt, was sich gerade in Bezug auf die Schlangenhaltung mit Blick auf die USA, leicht nachvollziehen lässt. Die guten Zuchterfolge und hohen Überlebensraten von Jungtieren von im Schnitt über 95% sprechen für sich, ebenso das hohe Alter was Tiere nicht selten erreichen. Tierhalter und Züchter machen offensichtlich vieles richtig und werden dennoch bekämpft.

Die Zahlen des BfN belegen eindeutig, dass 2/3 aller Verfahren eingestellt werden. Es gibt also offenbar Vorurteile, ohne nachvollziehbare Grundlage. Die meisten Probleme dürften entstehen, wenn bei älteren Tieren die Herkunftsnachweise verloren gegangen sind, oder von "Züchtern", die sich mit dem Naturschutzgesetz nicht auskennen, keine Herkunftsnachweise ausgestellt wurden. Dass funktioniert gut, wenn jemand im selben Haus wohnt, aber nach Jahren oder Jahrzehnten, ist vieles oft in Vergessenheit geraten und spätestens nach dem Tod einer Person, lässt sich vieles nur noch schwer beweisen. Die Behörden reagieren oft mit der Beschlagnahmung der Tiere, selbst dann, wenn es sich eindeutig und eine Morph handelt (Farbzucht, die so in der Natur nicht existiert). Die Tiere werden dann in überfüllte Auffangstationen gesteckt, die die Tiere oft deutlich kleiner Unterbringen müssen (und dass über Jahre hinweg oder auf Lebenszeit), also bei den "zu kleinen Terrarien", über die sich oft aufgeregt wird. Kurz gesagt, für die Tiere ist es Tierschutzrechtlich am Ende das schlechtere Los. Besser wäre es, wenn Behörden eine Haltungsduldung ausstellen würden (das dürfen sie, aber angewendet wird es kaum, vermutlich wegen eigener Rechtsunsicherheit und ja leider auch politischem Druck so mancher Tierrechtler, denen es ganz und gar nicht um das Wohl der Tiere geht). 

Behörden sind leider immer schnell dabei, Tiere einzukassieren, doch können sie selbst praktisch nie für artgerechte Unterbringung sorgen (dass übernehmen in der Regel Privatleute, denn selbst Zoos und Auffangstationen sind voll - ein Problem ist neben artenschutzmäßig sinnvoller gezielter Nachzucht, das Problem der "Massenvermehrer", wie wir es auch bei anderen Tieren wie Hunden kennen. Oft sind es Fehlanreize auf die ich hier auch noch zu sprechen kommen werde). Auch das fachliche Knowhow ist ein Problem, denn artgerechte Reptilienhaltung erfordert Spezialwissen, dass oft nur wenige haben, daher wäre eine stärkere Zusammenarbeit zwischen professionellen Haltern/Züchtern und Behörden sinnvoll und da wo es diese Zusammenarbeit gibt, funktioniert sie gut. Behörden sind zwar dafür zuständig z.B. eine Giftschlange einzusammeln (obwohl diese Vorfälle extrem selten sind, egal wie verzerrt das Medienbild da auch sein mag), aber oft nicht qualifiziert, ein Tierhalter, mit bestandener Gefahrtiersachkunde sehr wohl.

Wie eben schon erwähnt, sind leider Fehlanreize auch ein ewiges Thema. So sollte es im Interesse von Artenschützern und Behörden liegen, wenn gerade die seltenen Tiere nachgezüchtet werden (vor allem die mit Schutzstatus WA I), doch erfordert dies hohen Aufwand und es muss für jedes Tier Papiere beantragt werden, was nicht mal dass schlimmste wäre. Schlimmer sind die Dokumentationspflichten, die eine große bürokratische Hürde sind und für den Artenschutz praktisch gar nichts bringen. Die meisten Halter scheuen WA I Tiere, aus Angst ständig von den Behörden behelligt zu werden (und in der Vergangenheit war die Sorge auch nicht ganz unberechtigt). Züchter haben daher von vielen WA I Tieren Abstand genommen und nicht wenige sind daher fast ausgestorben. Auch die Meldepflichten haben für den Artenschutz praktisch gar nichts gebracht. So gibt es bis heute keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Dokumentations- und Meldepflichten irgendeinen Nutzen für den Artenschutz hatten, auf dass was so in heimischen Terrarien gehalten wird, hatten beides aber eine negative Auswirkung. Heute dominieren gemixte Farbvarianten die Terrarien, sog. Morphen, die sehr begehrt sind und für die ein Vielfaches von dem Bezahlt wird, was artenreine Lokalformen kosten. Dabei wird billigend in Kauf genommen, dass die Tiere oft eine schlechtere Gesundheit haben oder sogar so krankgezüchtet werden, dass man von Qualzuchten sprechen muss. Diese Tiere werden besonders häufig gehalten, weshalb der Aufwand für Meldepflichten für die Behörden zu hoch ist und sie deshalb von der Meldepflicht oft bereit sind. Für den Artenschutz sind diese Tiere praktisch wertlos, weil es sie in der Natur nicht gibt und ihre Nachzucht kein Stück zur erhaltenswerten Fauna beiträgt. In Summe werden also erhaltenswerte Tierarten benachteiligt und somit verdrängt, nicht erhaltenswerte werden bevorzugt (und bleiben unreguliert, obwohl es hier nachweislich die meisten Missstände gibt). Die Befreiung von der Meldepflicht ist sicher einer der wichtigsten Schritte, zumal sie faktisch nichts bringt, doch müsste dies eigentlich für alle nachgezüchteten Tiere gelten. Damit könnte man den enormen Nachteil ausgleichen, den diese Tierarten haben und es könnte sich zwischen Morphen und Lokalformen wieder ein gesundes Gleichgewicht einstellen. 

Zukunftsfähiges Modell


(Vielen Dank an Pexels für die Bilder.)