Haltung von Boa Constrictor
Da die Art Boa Constrictor ein sehr weites Verbreitungsgebiet hat, was vom Norden in Mexico bis in den Süden nach Argentinien reicht, lässt sich schwer pauschal "die Haltungsbedingung" definieren. Richtig ist aber, dass es viele Grundgemeinsamkeiten gibt, die ich in dem kleinen Beitrag hier kurz zusammenfassen will, damit auch ein totaler Anfänger weiß was es mindestens zu beachten gilt.
Die Abweichungen, die von Region zu Region, bzw. von Unterart zu Unterart (und sogar von Lokalform zu Lokalform), bestehen, müssen später angepasst werden. Im Internet-Zeitalter ist es nicht schwierig sich Klimadaten zu besorgen und diese Bedingungen mehr oder weniger im Terrarium nachzuahmen. Allgemein kann man jedoch sagen, dass es sich bei Boa Constrictor um tropische Tiere handelt (auch wenn einige auch außerhalb der tropischen Zone vorkommen), d.h. sie brauchen eine gewisse Wärme für eine gewisse Zeit des Tages und im Idealfall auch so etwas wie Jahreszeiten. Dabei sind die Jahreszeiten in Mittel- und Südamerika grundsätzlich anders als bei uns, denn den klassischen Winter wie wir ihn kennen, gibt es dort nicht, sondern eher eine Regenzeit und eine Trockenzeit, die jedoch auch mit starken Temperaturschwankungen einher geht.
Um die Witterungsbedingungen so gut es geht nachzuahmen, nutzen wir Terrarien, die Wärme und Feuchtigkeit besser halten als das normale Wohnzimmer. Manche Reptilien sind dazu noch auf geeignete UV-Lampen angewiesen, denn das UV-Licht in Verbindung mit dem richtigen Kalzium-Phosphor-Verhältnis hilft Vitamine aufzubauen, die für den Knochenbau benötigt werden. Typisch ist dieser Prozess bei Echsen. Schlangen jedoch verdauen die Knochen ihrer Beutetiere, verfügen also über einen anderen Stoffwechsel und gewinnen notwendige Vitamine und Mineralien über die Beutetiere. Sie sind also nicht auf UV-Licht angewiesen. Füttert man halbwegs hochwertige Futtertiere, ist jede Vitamingabe unnötig (sie kann sogar schädlich sein).
Eine einfache und energiesparende LED-Leute tuts also meist. An eienr vernünftigen Heizung sollte man jedoch nicht sparen, wobei auch hier "möglichst viel" nicht immer "möglichst gut" ist. In der Regel werden die meisten Reptilien und insbesondere Schlangen heute viel zu warm gehalten. Meist wie Königspythons, also Temperaturen deutlich über 30 Grad, was für Boas viel zu warm ist. Boas brauchen stärkere Schwankungen und auch die kühleren Temperaturen in der Nacht. Nachts sollte es 22 Grad haben und am Tag etwa 29/30 Grad an der wärmsten Stelle mit einem deutlichen Gefälle, also auch einer oder mehreren kühlen Stellen mit 25/26 Grad. Je nach Jahreszeit kann es auch mal ein paar Grad mehr oder weniger sein. Inselvarianten brauchen es oft deutlich trockener als Regenwaldbewohner und Hochlandbewohner oder Tiere aus kälteren Regionen (die man meist schon an ihrer dunklen Farbe erkennt), brauchen ausgeprägte Kühlphasen (d.h. ein paar Grad unter 20 sind ok - "Überwintern" wie bei Landschildkröten etwa im Kühlschrank oder Einwintern bei Zimmertemperatur wie früher bei Kornnattern üblich, sind hier nicht gemeint. Das wäre deutlich zu kalt.). Als Heizmittel sind alle gängigen Heizmöglichkeiten geeignet. Heute sind es meist Heatpannels, aber auch Keramikstrahler (mit Schutzkorb natürlich, damit sich ein Tier nicht verbrennen kann - den braucht man auch bei Lampen die für UV-Licht sorgen sollen), Heizkabel und Heizmatte sind nach wie vor geeignet. Schwieriger ist die richtige Wattstärke abzuschätzen und leider gibt es da auch keine Formel für, da es auch von der Raumtemperatur abhängt und die ist sehr verschieden. In einem Warmen Wohnzimmer mit 23 Grad braucht man sicher deutlich weniger Heizen im Terrarium, als in einem Raum der immer so 17 Grad hat. Der typische Anfängerfehler ist jedoch zu viel Watt auf ein zu kleines Terrarium zu geben. etwa 150W auf 1,20m Standard-Terrarium, ist deutlich zu viel (zum Vergleich. Meine 2m Terrarien beheize ich mit 70W, da die Grundtemperatur etwas wärmer ist). Hier muss man etwas rumprobieren und im Idealfall das Terrarium auch mal ein paar Tage einlaufen lassen, bevor ein Tier einziehen kann. Meist sind Heizungen jedoch etwas zu stark, dann kann ein Thermostat helfen, da es die Heizung abschaltet, damit es nicht zu warm wird, denn Reptilien sind nicht zu empfindlich gegen Kälte, auch zu hohe Temperaturen sind eine Gefahr (tatsächlich können sie sogar ein paar Grad weniger besser ab für kurze Zeit, als ein paar Grad zuviel). Auch ein geeignetes Terrarium mit guter Isolierung hat einen starken Einfluss auf den Wärmebedarf. Glasterrarien bekommt man überall für kleines Geld. Sie sind jedoch für die Reptilienhaltung komplett ungeeignet und man wird massiv Probleme bekommen, dort die Temperatur angemessen zu halten. Auch wenn sie optisch nicht so schön sind, eignen sich OSB-Terrarien bestens, aber auch Kunststoffbecken aus Hartschaumplatten sind geeignet die nötige Temperatur zu halten.
Ein "Problem" über dass immer wieder geklagt wird, ist die Luftfeuchtigkeit, die schnell mal auf 50% oder weniger absinkt. Da sollte man sich keine Sorgen machen. 90% relative Luftfeuchte brauchen die Tiere nicht (gerade Boas nicht). Man sollte etwa einmal am Tag sprühen und im Sommer kann man es sogar auf ein mal alle 3 oder 4 Tage reduzieren. Hintergrund ist, dass im Sommer das Wohnzimmer sowieso eine recht hohe Luftfeuchtigkeit hat, aber im Winter die Heizung die relative Luftfeuchtigkeit stark absenkt, daher muss man dann öfter sprühen. Jedes gute Terrarium verfügt über eine Be- und Entlüftung (also Luftlöcher). Sind die zu klein, hält sich zwar die Feuchtigkeit, doch die Luft ist stickig und es besteht Schimmelgefahr, sind sie zu groß, geht zu viel Wärme und Luftfeuchte verloren. Man muss einen guten Mittelweg finden.
Die Terrariengröße richtet sich nach der Größe der Tiere, in der Regel sollen 0,7 x Körperlänge eingehalten werden, wobei eine gute Struktur weit wichtiger ist, als "Hauptsache groß". Ich habe sehr große Terrarien gesehen, die sehr schlecht geeignet waren für die Tiere und vergleichsweise kleine, die TOP strukturiert waren und wo sich die Tiere sichtbar wohl gefühlt haben. Terraristik basiert meist auf Kompromissen, wie man bis hierher schon gut sehen kann. Egal ob in der Temperatur, in der Luftfeuchte, in der Beleuchtung, usw. Die Größe und Struktur eines Terrariums ist da keine Ausnahme (selbst der Bodengrund nicht). Im Allgemeinen erwirbt man ein Tier als Baby (kleine Schlangen brauchen kleine Terrarien um mögliche Verletzungsrisiken zu minimieren). Wenn die Tiere wachsen, muss "das Terrarium mit wachsen", also es muss irgendwann ein größeres her. Reptilien wachsen zwar ein Leben lang, aber die Hauptwachstumsphase ist meist nach 4 bis 7 Jahren abgeschlossen (wurde ein Tier sparsam gefüttert, kann es auch im späteren Alter noch an Länge zulegen). Ist die Hauptwachstumsphase abgeschlossen wächst es fast gar nicht mehr. Dann kommen in 10 Jahren vielleicht noch 10cm dazu. Hier spricht man von der Endgröße, die z.B. bei Boas von Lokalform zu Lokalform, bzw. von Unterart zu Unterart, durchaus sehr verschieden sein kann. Manche Boas werden nur 1,20m, andere 2,5m oder sogar größer. Bei reinen Lokalformen lässt sich die Größe recht gut vorher sagen, wobei Weibchen größer werden als Männchen (oft 20% Unterschied), aber bei nicht reinen Tieren ist es schwer bis unmöglich genaue Angaben zu machen. Oft weiß man nicht mehr, was wirklich in dem Tier drin steckt, denn es sind die Gene, die die Größe vor allem festlegen. Die Terrariengröße muss sich also an der Endgröße orientieren, d.h. man sollte gut überlegen, ob man den Platz hat. Allerdings sind 2m bei einer Schlange nicht so "riesig" wie man denken könnte. Oft hat eine 2m Boa kaum mehr als 5 bis 6 Kg (Männchen sogar noch weniger), dadurch ist selbst so eine "Riesenschlange" alles andere als riesig, wenn man es etwa mit dunklen Tigerpythons vergleicht, die schnell man 6m und 90Kg werden können (im Vergleich dazu ist selbst eine große Boa ein Zwerg).
Dass alle Boas riesig werden ist also insgesamt nicht zutreffend. Aber natürlich möchte man auch ohne Probleme mit seinem Haustier umgehen können. D.h. auch mal sein Tier hantieren können (sog. Handling oder Händeln), also es anfassen, ohne zu viel Stress. Dazu muss man ein Baby an den Umgang mit dem Menschen gewöhnen, denn von Natur aus sind Boas sensibel und scheu. Gewöhnt man sie jedoch an den Menschen, werden sie ruhig (beißen eigentlich nie, wenn man keine ganz groben Fehler macht) und entwickeln regelrecht eine Neugierigkeit. Allgemein kann man sagen, dass man ein junges Tier gut an den Menschen gewöhnen kann. Alte Tiere jedoch immer schwerer bis gar nicht. Wer also eine adulte Boa übernimmt, sollte sich gut informieren, ob sie an den Umgang mit Menschen gewöhnt wurde. Nicht selten verschlafen dass Vorbesitzer und geben das "Problem-Tier" dann einfach weiter.