Boa Constrictor Imperator
Der sog. Imperatoren-Komplex meint die Gruppe der Lokalformen der Unterart Boa Constrictor Imperator. Zu ihnen werden die in der Regel in Nord- und Mittelamerika lebenden Boa Constrictor gezählt (aber auch in Südamerika gibt es vereinzelt Imperatoren). Sie kommen in einer breiten Vielfalt vor, teilweise findet man auf jeder Insel in Mittelamerika andere Imperatoren mit spezifischen Merkmalen, die nur diese Tiere haben. Wissenschaftlich wird jedoch nur die Unterart Boa Constrictor Imperator anerkannt, wobei der gewissenhafte Züchter nur Tiere verpaart, die in der selben lokalen Gegend vorkommen.
Es hält sich leider seit ein paar Jahren der Mythos, dass "Boa Imperator" jetzt der neue Artstatus wäre. Es handelt sich dabei um eine FALSCHMELDUNG. Richtig ist, dass im Rahmen einer Untersuchung, die sog. Phylogenetische Artbestimmung auf eine Hand voll Tiere angewendet wurde, um die Näheren Verwandschaftsverhältnisse zur sog. Sigmaboa zu ihren mexikanischen Verwandten am Festland zu klären. Der eigenständige Unterartstatus gilt unter Boa-Kennern als gesichert, wurde jedoch wissenschaftlich bisher bezweifelt. Dabei drängen sich mehrere fragwürdige Vorgehensweisen auf, die einer sauberen wissenschaftlichen Arbeit kaum würdig seien dürften. 1) Das Phylogenetische Artkonzept gilt als höchst umstritten und für höhere Lebewesen gar als untauglich, so wurde es bisher verwendet um die näheren Verwandtschaftsverhältnisse von Viren zu untersuchen, die morphologisch nicht unterscheidbar sind. Ein solches Verfahren untersucht in der Regel nur ein kurzen Abschnitt des Genoms um nähere Verwandtschaftsverhältnisse festzustellen und kann nur so gute Daten liefern, wie es Referenzproben gibt (diese Existieren aber nicht mal flächendeckend für alle Imperatoren in Mittelamerika und schon gar nicht für alle Boa Constrictor in Gesamtamerika - was würde hier also mit was vergleichen?). 2) Der Stichprobenumfang mit ein paar wenigen Exemplaren kann bestenfalls ein Indiz, keines Falls aber als Beweis gewertet werden, da die Aussagekraft eines Zusammenhangs, von der Größe des Stichprobenumfangs abhängt (Gesetz der großen Zahlen). Kurz gesagt, fängt eine gute Stichprobe bei 1000 an, besser 5000. Hat man nur 20, ist die Aussagekraft äußerst begrenzt und auch hier muss die Frage nach der Qualität jeder einzelnen Stichprobe gestellt werden. Stammen wirklich alle Proben von Wildfängen (dem soll nämlich bei obiger Untersuchung nicht so gewesen sein - Tiere in Menschenhand, in x-ter Generation nachgezüchtet, die mutmaßlich Sigmaboas seien sollen ohne dass man dies lückenlos beweisen kann, geben eine unbrauchbare Probe ab und verfälschen dass ohnehin schon kaum auswertbare Ergebnis zusätzlich). 3) Wie oben bereits beschrieben, braucht eine Probe nicht nur eine brauchbare Basis, sondern auch eine gute Referenz, in Form einer großen Datenbank genetischen Materials aller Boa Constrictor in gesamt Nord-, Süd-, und Mittelamerika. Proben die bei sauberer herpetologischer Feldforschung gewonnen werden, die umfassend seien müssten. Eine Solche Untersuchung und genetische Referenzdatenbank in ausreichendem Umfang für eine saubere statistische Untersuchung, gibt es meines Wissens (Stand 2022) aktuell nicht. Es erscheint in sofern nativ zu glauben, man könnte zu Hause bequem per Computer, auf der Grundlage einiger weniger und zum Teil noch unsauberer Proben, das komplette Linneische Artkonzept - quasi im Alleingang - auf den Kopfstellen. Es verwundert daher kaum, dass nicht mal die Amerikanischen Naturschutzbehörden das Phylogenetische Artkonzept anerkennen (folglich gibt es keine "Boa Imperator", sondern es heißt immer noch Boa Constrictor Imperator). Vgl. ITIS Report. Leider verbreiten sich derartige Falschinformationen nach dem "Stillepost-Prinzip" unreflektiert im Internet und vor allem über Facebook, dass sie mittlerweile von vielen geglaubt werden. So hat es diese Fehlinformation sogar in die aktualisierte Ausgabe von "The more complete Boa Constrictor" von Vin Russo geschafft, entbehrt fachlich jedoch jeder Grundlage. Schon Bosch stelle in den 1980ern fest, dass die Amerikaner gerne aus jeder Lokalität eine Unterart machen wollen, wohl auch um ihren Namen in der neu bestimmten Definition zu verewigen (wer derartige Bestrebungen hat, muss sich der Arachnologie - Spinnenforschung - zuwenden, denn hier werden täglich neue Arten entdeckt, dass so manchem Wissenschaftler gar die Ideen für neue Namen ausgehen). Statt sich stupider Um-Deklarationen zu widmen, haben wir was die meisten Boa Constrictor Imperator betrifft leider immer noch vergleichsweise wenige Erkenntnisse, da es praktisch keine Feldforschung gibt (s.o.). Fast alles was wir wissen, wissen wir aus ein paar Exkursionen und der guten Beobachtung in den heimischen Terrarien.
Gesichert wissen wir nur, dass Imperatoren in der Regel unter 2m bleiben (Ausnahme bilden hier die Kolumbianer), einige sogar deutlich unter 1,5m und dass sie früher geschlechtsreif werden, mit um die 3-4 Jahren. Sie sind deutlich robuster und neigen nicht zum Futter auswürgen, was sie für Einsteiger besonders attraktiv macht. Die Festland-Varianten bringen in der Regel deutlich größere Würfe, als etwa die Constrictoren im Süden (bei Insel-Imperatoren sind die Würfe meist auch kleiner). Die Zucht gestaltet sich in der Regel deutlich einfacher, so braucht man meist keine komplizierte Stimulation (wobei es hier auch Ausnahmen gibt, Hog Island, Corn Island und La Bahia z.B.).
Gerade Inselpopulationen leben auch extrem kleinen Lebensräumen, so sind machen Inseln gerade mal ein paar Km groß, trotzdem gibt es keine Hinweise auf Inzest-Degeneration. Jahreszeiten spielen für Imperatoren für die Zucht durchaus eine Rolle, vor allem wenn im Winter die Temperaturen fallen, laufen die Verpaarungen oft wie von selbst. Man braucht in der Regel kein zweites Männchen (ganz im Gegensatz zu Constrictoren).