Geschichte der Boa-Haltung in Deutschland
(vorläufig - wird noch erweitert)
(Kupferstich einer Boa Constrictor - wahrscheinlich Surinam oder Brasilienrotschwanz - etwa 1870)
Erstbeschreibung: Linnaeus 1758
Erste Zoos wurden im 18. und vor allem 19. Jh populär. Damit kamen auch die ersten Reptilien nach
Deutschland (natürlich wusste man damals über Haltung noch nichts und oft lebten die Tiere nicht
sehr lange).
Auch kannte man die großen Schlangen oft nur von Berichten von Reisenden, so dass über Arten und Gefährlichkeit oft nicht viel bekannt war.
(Farblithographie einer Acrantophis Dumerili)
Erstbeschreibung 1860
Die Lithographie stammt aus den 1920ern
Während des zweiten Weltkriegs führte Colin F. Pittendrigh in der Region bei Trinidad Malariauntersuchungen durch.
Im Rahmen dieser Tätigkeit stieß er mit einigen Männern und Eingeborenen eines Tages auf eine Schlange die
getötet wurde. Die Länge dieses Tieres wurde mit 5,50m gemessen und als Boa Constrictor identifiziert.
Veröffentlicht wurde dieser Bericht 1958 von James Oliver in einem Artikel. Auf diesen Bericht stütze sich
lange Zeit die Annahme, dass Boas deutlich über 4m werden können. Richtig gestellt wurde der Sachverhalt
erst in den 1990ern im Herpetological Review. Bei dem besagten Tier handelte es sich um eine grüne Anakonda (mittelgroßes Tier).
Einer der Pioniere der Privathaltung von Schlangen und insbesondere Boas war Karl Heinz Progscha aus Köln
(nachdem auch der gleichnamige Python benannt wurde - Python Bivittatus Progschai). Er war einer der Vorreiter für Boa-Zucht in Deutschland.
Damals war es oft noch üblich Boas im Koffer aus dem Urlaub mitzubringen und strafbar war dass noch nicht, teilweise sogar die einzige Möglichkeit an bestimmte Arten ran zu kommen. Und so wurde Schlangenhaltung in den 70er Jahren langsam populärer und es fanden auch erste Importe statt. Naturschutzgebiete und strenge Import bzw. Exportverbote wie heute gab es damals noch nicht.
Expeditionen, bei denen man Schlangen mitnahm fanden in den 80ern manchmal statt und auch auf diesem Wege gelangten Boas in die Deutschen Terrarien. Hierzulande kamen die ersten Fachbücher zu Schlangenhaltung auf und erste stabile Nachzuchten eroberten die Terrarien. Leider achtete man damals oft nicht auf verschiedene Unterarten, was nicht nur der Unwissenheit geschuldet war, sondern auch der Tatsache, dass man eine Schlange nicht an jeder Straßenecke kaufen oder bekommen konnte. Die Tiere waren Raritäten.
Erste Pionierarbeit leistete hier Klaus Bonny, der in den 80ern einen ersten größeren Bestand aufbaute und die verschiedenen Unterarten erst mal professionell nachzüchtete. Damals gab es einen sehr aktiven Aquarianer und Terrarianer Verein in Köln, in dem auch Klaus Bonny sehr aktiv war. K.H. Progscha war
lange Zeit Vorsitzender.
Ende der 80er, Anfang der 90er kamen auch die Stöckls dazu und leisteten ihrerseits Pionierarbeit in einer breiteren Schlangenhalterschaft die Zucht reinrassiger Arten nahe zu bringen und damit wesentlich dazu beizutragen, dass sich dieser Gedanke in der Zucht durchsetzt. Dazu legten Stöckls hier sehr strenge Maßstäbe an, nach denen man eine reinrassige Boa nur so betiteln darf, wenn man ihre Herkunft mütterlicher und väterlicher seits, lückenlos bis ins Herkunftsland zurückverfolgen kann und auch dann auf die jeweilige Lokalform zu achten, oder falls diese von einem Züchter stammt der allgemein für die Reinrassigkeit seiner Nachzuchten bekannt ist. Zu diesem Zweck importierten Stöckls Ende der 90er/Anfang der 2000er , diverse Unterarten von Boa Constrictor und Boa Imperator, wo es eben noch möglich war, oft auch über ein weitreichendes Kontaktnetz über den ganzen Nord- und Südamerikanischen Kontinent. Auf diese Art gelangten nicht wenige Raritäten nach Deutschland.
Ende der 90er/Anfang der 2000er importierte auch Stefan Broghammer diverse Farmzuchten aus Südamerika nach Deutschland und gab diese an interessierte Züchter weiter (so z.B. Gerhart Trummer). Die meisten El Salvadors gelangten so über Broghammer nach Europa und insbesondere Deutschland, so dass eine Feststellung der Reinrassigkeit hier recht leicht möglich ist.
Seit den 2010ern sind Exporte von reinrassigen Boas fast unmöglich geworden und bis auf Guyana und Surinam quasi keine Wildentnahmen mehr möglich. Alles was man heute legal in den Terrarien vorfindet, stammt aus der Zeit davor.